Liebe, Lust & Tod
Kleine Gute-Nacht-Geschichten für Erwachsene
FASZINATION ROT
Die rote, endlose Linie zog sich diagonal über den Körper
einer perfekten Frau. Mit einem scheinbar getarnten und doch geübten Kennerblick ließ er
seine Augen genußvoll auf dem Rot entlanggleiten. Gedankenverloren und doch voll
konzentriert nahm er jede weibliche Rundung wahr. Die feste Verbindung der einzelnen
Zähne des Reißverschlusses schien undurchdringlich zu sein. Doch die Phantasie übernahm
immer mehr sein Denken. Ganz langsam öffnete der Verschluß Zahn um Zahn und der Blick
auf gebräunte, zarte Haut wurde freigelegt.
Er unterdrückte mit massiver Gewalt die aufkommende
Versuchung diese Stelle zu berühren...
ZEIT
... Da spürte sie auch schon seinen Arm.
Ganz nah kuschelte sie sich an ihn heran. Starke, weiche Hände nahmen sie in Besitz. Ihr
Atem stockte. Was für ein Gefühl! Er hielt sie fest, ganz fest. Damit hatte sie nicht
gerechnet. Sie spürte seine Wärme am ganzen Körper. Ein unbeschreibliches
Glücksgefühl breitete sich in ihr aus. So etwas hatte sie noch nicht erlebt. Jetzt
konnte die Zeit stehenbleiben. Ihre Hand rutschte ganz zufällig unter sein T-Shirt.
Warme, weiche Haut. Wahnsinn!
Die Kirchturmuhr schlug dreimal...
TITANIC
... Sie lehnte sich zurück
und fand Halt an fremden, breiten Schultern. Die Sonne strahlte ihr ins Gesicht, und ihre
Angst war verflogen. Ganz sanft trug die Fähre sie über das nicht endende Wasser. Die
klare Winterluft vertrieb ihre düsteren Gedanken, und die Realität verband sich mit
ihren bunten Tagträumen. Ein Glücksgefühl stieg in ihr hoch, das sie so lange schon
vermißt hatte. Sie spürte nur einen kurzen, heftigen Stoß im Rücken, dann war es
plötzlich dunkel und kalt. Als sie noch einmal die Augen öffnete, sah sie durch eine
kristallklare Eisscholle nur noch das sinnliche Lächeln dieses fremden Mannes, der eine
weiße Lilie ins Wasser fallen ließ.
DER WEG IST DAS ZIEL
... Die Sonne senkte sich
blutrot am Horizont und verwandelte die Wirklichkeit in farbenfrohe Träume. Regentropfen
blitzten auf den Blättern. Sie hielt die Augen geschlossen und war schon in Gedanken weit
weg in der Unendlichkeit. Er versuchte gegen das schwindende Bewußtsein zu kämpfen und
das Auto auf der Straße zu halten. Sie waren ihrem Ziel schon sehr nahe. Der Weg endete
an der alten, halb verfallenen Brücke, die über den vom Regen angeschwollenen Fluß
führte. Krampfhaft drückte er seinen Fuß auf das Gaspedal, als die Brücke vor ihm
verschwommen auftauchte. Zärtlich hielt er ihre Hand ganz fest. Jetzt waren sie beide
wieder so vereint und glücklich, wie am ersten Tag ...
ROGGENFÄNGER
... Ihr Kleid war so
durchnäßt, daß er ihren wohlgeformten Körper im sanften Mondlicht mit begehrenden
Blicken verfolgte. Das Gewitter kam näher und verbreitete eine unwirkliche Stimmung.
Elfenhaft schwebte sie durch die Dunkelheit. Langsam stand er auf und folgte ihren Spuren
durch das nasse Kornfeld. Wie wundervoll konnte das Leben sein. Nur noch wenige Meter
trennten ihn von ihr...
ANHALTER
... Verkrampft hielt er das Lenkrad fest,
aber ein leichtes Grinsen umspielte seine Mundwinkel. Sie kamen nur langsam vorwärts. Der
Regen nahm ihnen die Sicht. Ganz zärtlich rutschte ihre Hand auf seinem Oberschenkel ein
bißchen höher. Kleine Schweißperlen wurden auf seiner Nase sichtbar. Er öffnete das
Fenster einen Spalt. Regentropfen zerplatzten an der Scheibe und kühlte ein wenig seine
wilden Gedanken. Sie beobachtete jede Regung in seinem Gesicht. Ihre linke Hand massierte
sanft seinen Nacken. Wohlige Schauer durchströmten seinen Körper...
EIN ALTER MANN
... Fröhlich schlenderte sie über den großen Gewürzbasar.
Die Herzlichkeit der Menschen war überwältigend. Überall schenkte man ihr ein Lächeln.
An jedem Stand blieb sie stehen, roch an getrockneten Zimtstangen, ließ Mohn durch ihre
Hände rieseln und spürte das Kribbeln des frischen Pfeffers in der Nase. Sie blinzelte.
Und die bunten Farben der Gewürze verschmolzen zu einem harmonischen Bild...
KUGELFISCH
... Die Zeit verging und
aus dem kleinen Kugelfisch wurde ein richtig großer. Majestätisch schwebte er in der
Mitte des Aquariums, aber seine dunklen Augen glänzten immer noch, wenn ihre Hand am
Abend das Wasser berührte, um ihn zum Futter zu locken. Heute war irgend etwas anders.
Sie war schon lange zu Hause und hantierte in der Küche, aber den Kugelfisch hatte sie
noch nicht begrüßt. Das war ungewöhnlich. Aufgeregt schwamm er hin und her. Das helle
Licht, das durch den Türspalt der Küche viel, machte den Kugelfisch nervös...
... und wie es weiter geht, erfahren Sie in
dem neuen Buch von Fé Stern!!!!